DRAW-IT
Nachgefragt bei Dr. Alfons Stadlbauer
Seit 2006 publiziert Dr. Alfons Stadlbauer seine Bücher zum Thema Präsentation und Moderation im TRAUNER Verlag. Er weiß, warum es dabei auf die Visualisierung ankommt bzw. wie diese zeichnerisch effektvoll in Szene gesetzt werden kann. In seinem neuen Buch zeigt er, wie es funktioniert!
Welche Arbeitsbereiche haben Sie?
Stadlbauer: Positive Wissensvermittlung bzw. Wissenstranfer beschäftigt mich seit über 20 Jahren. Mein Schwerpunkt im Studium war Bildungsforschung und Bildungsmanagement. Ich arbeite als Trainer und Moderator, bin Coach für viele Wirtschaftsunternehmen. Dabei sind meine drei Hauptpunkte: punktgenaues Moderieren, Präsentieren und Visualisieren. Die Erfahrungen aus meinem Arbeitsalltag und die Techniken der zeichnerischen Visualisierung, die ich dabei über die Jahre entwickelt habe, stehen nun im Mittelpunkt meines sechsten Buches.
Die Zielgruppe des Buches eröffnet sich mir als eine extrem große. Es ist ja nicht nur für Moderatoren. Im Wesentlichen ist es für jeden, der einem anderen im Berufsalltag etwas erklärt bzw. präsentiert. Auch für den Schulbereich?
Stadlbauer: Die Technik passt für jede Form der Wissensvermittlung, für jede Besprechung. Gehirne sind nicht dazu gebaut, Informationen auswendig zu lernen. Wir rekonstruieren Inhalte. Dieser Vorgang wird durch Visualisierung unterstützt. So können komplexe Begriffe und Zusammenhänge mit ganz wenigen Strichen zum Verständnis beitragen und auch gleichzeitig eine Verankerung im Gehirn begünstigen. Natürlich passt diese Technik auch perfekt in den Schulbereich – für Pädagogen wie auch für Schüler, um das Lehren und somit das Lernen und Begreifen zu unterstützen. Wer das Visualisieren beherrscht, ist in der Lage, sein Gegenüber zu begeistern! Das lässt sich auch gut im Verkauf nutzen.
Viele sind aber der Meinung, dass sie nicht zeichnen können ...
Stadlbauer: Dafür bin ich selbst ein Paradebeispiel. Ich kenne Glaubenssätze dieser Art. Auch für diejenigen habe ich Draw it! geschrieben. Im Laufe der Jahre ist es mir gelungen, in Tausenden Menschen das in ihnen schlummernde Talent zu wecken. Durch meine Techniken haben sie erkannt, was in ihnen steckt. Heute kann ich klar sagen: Ich kenne keinen Menschen, der nicht zeichnen kann. Wir tragen alle ein großes Kreativ-Potenzial in uns.
Das Buch präsentiert also die Techniken, bis hin zum Zeichnen von Figuren?
Stadlbauer: Wenn man etwas lernen möchte, bedarf es einer theoriegeleiteten Praxis – so sind auch meine Bücher aufgebaut. Ich erkläre nicht nur, wie man eine Figur oder ein Symbol zeichnet, sondern auch das Warum. Es geht auch darum, Kompetenz zu zeigen – und Kompetenz zeigt sich durch Reduktion. Diese Reduktion erfordert Wissen. Eine Figur kann man bereits mit zwei Strichen darstellen ...
Wie kann man die Erklärvideos nutzen?
Stadlbauer: Diese gibt es bei einigen Kapiteln – sie sind mittels im Buch abgedruckter QR-Codes abrufbar.
Im Buch findet sich das visuelle Zeichen-Wörterbuch zum Nachschlagen – mit Hunderten von Zeichnungen. Wie kann man sich derer bedienen?
Stadlbauer: Es sind Vorschläge, die jeder für seine Zwecke adaptieren kann. Das Buch versteht sich als eine Art Methodenkoffer. In der Praxis kommt man bereits mit 20–30 Zeichnungen aus, egal, ob es sich beim Storydrawing um digitale oder analoge Medien handelt.
Storytelling kennt man – Storydrawing ist ein von Ihnen geprägter Begriff?
Stadlbauer: Mein Ansatz ist: Make it, draw it, show it! Das funktioniert vor einem Menschen, aber auch vor Tausenden. Und das Besondere dabei ist, dass Visualisierungen, wenn sie live vor dem Auge des Publikums entstehen, in Sekundenschnelle verstanden und abgespeichert werden. Statische Powerpoint-Folien sind eines – Live-Zeichnen etwas anderes. Die Augen müssen automatisch der Bewegung folgen. Das ist wie Magie!
Ossi Hajek/Sortimenterbrief im Gespräch mit Dr. Alfons Stadlbauer